
Am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar 2025, fand in Waren (Müritz) eine Stolperstein-Putzaktion statt. Trotz des regnerischen Wetters kamen einige Teilnehmer zusammen, um ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur zu setzen. Die Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln im Boden, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
Der Treffpunkt war in der Mozartstraße 13. Die Teilnehmer brachten weiche Lappen, Schwämme und umweltfreundliche Reinigungsmittel mit. Gemeinsam reinigten sie den Stolperstein für Friedrich Schwarz, einer von vielen Menschen, die unter dem nationalsozialistischen Regime ihr Leben verloren.
Im vergangenen Jahr hatte die Stadt Waren Vereine und Verbände aufgerufen, die Patenschaft über einen Stolperstein in unserer Stadt zu übernehmen. Nach kurzer Frage in die Runde des Bündnisses haben wir uns dafür gemeldet. Unser Stolperstein ist in der Mozartstraße 13. Er erinnert an den Lehrausbilder in der damaligen MEMEFA, Friedrich Schwarz. Er hat hier gewohnt und wurde dann im Jahr 1943 festgenommen.
Vor Ort gab es eine kurze Einführung zur Geschichte von Friedrich Schwarz. Der parteilose ehemalige Lehrer, geboren am 27. September 1889, arbeitete in der Mecklenburgischen Metallwarenfabrik (MEMEFA). Er äußerte sich mehrfach öffentlich und innerhalb der MEMEFA kritisch zur Politik der Nazis und zur Kriegsführung Hitlers. Aufgrund dieser Haltung wurde er von Arbeitskollegen denunziert und wegen Wehrkraftzersetzung sowie Defätismus am 6. Oktober 1943 zum Tode verurteilt. Vom 1. Senat des Volksgerichtshofes unter Vorsitz des Präsidenten Dr. Freisler wurde für Recht erkannt: „Für immer ehrlos wird er als Volksverräter im Zersetzungsdienst unserer Kriegsfeinde mit dem Tode bestraft.“ Das Urteil wurde am 16. November 1943 im Zuchthaus Brandenburg vollstreckt.
Sein ‚Verbrechen‘ bestand darin, seine Meinung zu äußern, und die lag nicht auf der Linie der Nazis. Friedrich Schwarz hat einfach nur die Wahrheit über den Krieg gesagt, der war zu diesem Zeitpunkt längst verloren.
„Damit wir nicht vergessen, was passiert, wenn Meinung diktiert und bestraft wird, gibt es einmal die Stolpersteine und die Gedenkstätten in den ehemaligen Stasigefängnissen, denn auch dort wurden Menschen mit anderen Meinungen weggesperrt. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass das hohe Gut der Meinungsfreiheit in unserem Land erhalten bleibt.“
Corina Heinrich, Vorsitzende des Warener Demokratiebündnis
Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um über die Bedeutung der Stolpersteine zu sprechen und sich über die Geschichte ihrer Stadt auszutauschen. Trotz des Regenwetters verlieh die Aktion der Gedenkkultur in Waren (Müritz) neuen Glanz und stellte ein starkes Zeichen der Gemeinschaft dar. Jung und Alt beteiligten sich gleichermaßen, wodurch eine breite Verbundenheit mit der Erinnerungskultur sichtbar wurde.
PS: Durch eine technischen Stolperstein, unsere Seite konnte nur schwer erreicht werden und einiger gesundheitlicher Herausforderungen war der Stein um 10 Uhr schon fertig geputzt. Danke an alle, die doch noch vorbeigeschaut haben und mit Ihrem stillen Verharren ein Zeichen setzten!
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